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Warum Scrum-Teams Unsicherheit akzeptieren sollten


03. September 2024

In der Produktentwicklung wird Unsicherheit oft als ein Risiko betrachtet, das es zu minimieren gilt. Es wird viel Zeit darauf verwendet, offene Fragen zu klären, Missverständnisse zu vermeiden und Unklarheiten zu beseitigen, bevor mit der eigentlichen Arbeit begonnen wird. Im Scrum-Kontext manifestiert sich dieser Ansatz im Backlog Refinement und im Sprint Planning, wo versucht wird, ein möglichst klares Verständnis der Anforderungen und der Lösungsansätze zu entwickeln. Doch es gibt Situationen, in denen es schlichtweg nicht möglich ist, alle Unsicherheiten im Vorfeld zu eliminieren. In solchen Fällen kann es sogar kontraproduktiv sein, weiter Zeit und Energie darauf zu verwenden, völlige Klarheit zu erlangen.

Die Realität der Unsicherheit in Scrum

Unsicherheit im Projektalltag kann aus verschiedenen Quellen entstehen. Zum einen kann es unklar sein, wie für die Anwender der optimale Mehrwert überhaupt aussehen würde. Zum anderen kann es technische Herausforderungen geben, für die im Vorfeld noch gar nicht klar ist, ob und wie diese gelöst werden können. In solchen Situationen neigen Teams dazu, immer mehr Zeit in das Backlog Refinement zu investieren, Spikes durchzuführen oder lange technische Diskussionen zu führen, um die Unsicherheiten zu beseitigen. Doch dies kann den Fortschritt lähmen und zu ineffizienter Nutzung der Zeit führen.

Anstatt also auf eine komplette Klärung im Vorfeld zu bestehen, sollten Scrum-Teams den Mut haben, mit der Arbeit zu beginnen und die Unsicherheit als Chance zu akzeptieren. Dieser Ansatz fördert nicht nur die Effizienz, sondern auch die Qualität der Ergebnisse – vor allem, weil es dem Team die Möglichkeit gibt, neue und möglicherweise innovative Wege zu entdecken, die zuvor nicht bedacht wurden. In Situationen, in denen die Unsicherheit nicht einfach ausgeräumt werden kann, kann dieser Ansatz eine Schlüsselrolle dabei spielen, unerwartete Lösungen zu entwickeln und sich davon zu lösen, den Sprint als Mini-Wasserfall zu betrachten bei dem im Sprint einfach nur das umgesetzt wird, was im Sprint Planning geplant wurde.

Der Wert der empirischen Vorgehensweise

Scrum basiert auf dem Prinzip der EmpirieLernen durch Handeln und Erfahrung. Das bedeutet, dass nicht alles im Voraus bekannt sein muss, um Fortschritte zu erzielen. Wenn Teams beginnen, an einer Aufgabe zu arbeiten, kann der Weg zur Lösung oft besser durch kleine, iterative Schritte und durch ständigen Austausch mit dem Product Owner und den Stakeholdern gefunden werden. Jede Unsicherheit birgt das Potenzial für neue Erkenntnisse und kreative Ansätze, die nur durch praktische Erprobung ans Licht kommen können. Anstatt lange im Voraus zu planen und alle Eventualitäten durchzudenken, ist es manchmal effektiver, einfach loszulegen und sich auf das Feedback während des Prozesses zu verlassen. Durch diese Offenheit für das Unbekannte unterscheidet sich der Sprint als agiler Prozess klar vom Mini-Wasserfall, bei dem starre Pläne oft Innovationen behindern.

Unsicherheit als Teil des Prozesses akzeptieren

Scrum-Teams sollten sich mit der Vorstellung anfreunden, dass Unsicherheit ein natürlicher Teil des Entwicklungsprozesses ist. Es ist nicht immer möglich, alle Unklarheiten im Voraus zu beseitigen – und das muss auch nicht das Ziel sein. Vielmehr sollte das Team darauf vorbereitet sein, flexibel auf Veränderungen und neue Erkenntnisse zu reagieren.

Das bedeutet, dass im Sprint mehr Zeit für den Austausch mit dem Product Owner eingeplant werden sollte, wenn Unsicherheiten bestehen. Diese Herangehensweise fördert nicht nur die Flexibilität, sondern auch die Fähigkeit des Teams, Chancen zu ergreifen, die sich während des Sprints ergeben. Ein engmaschiger Dialog hilft dabei, Missverständnisse frühzeitig auszuräumen und den Lösungsweg kontinuierlich anzupassen. So wird der Sprint zu einer Entdeckungsreise, auf der das Team flexibel auf Veränderungen reagiert und die Vorteile eines wirklich agilen Ansatzes voll ausschöpft.

Fazit: Unsicherheit als Chance begreifen

Unsicherheit muss nicht als Hindernis gesehen werden. Im Gegenteil, sie kann als Chance verstanden werden, um kreative und innovative Lösungen zu entwickeln. Scrum-Teams, die Unsicherheit akzeptieren und sich auf iterative und empirische Arbeitsweisen einlassen, können nicht nur effizienter arbeiten, sondern auch bessere Ergebnisse erzielen. Das Loslassen des Wunsches nach völliger Klarheit im Vorfeld ermöglicht es, flexibel und anpassungsfähig zu bleiben – und dabei Chancen zu nutzen, die in einem traditionellen, stark vorgeplanten Ansatz möglicherweise übersehen würden. Genau darin liegt die Stärke agiler Methoden: Unsicherheiten nicht nur zu tolerieren, sondern sie als Anstoß für innovative und zielgerichtete Lösungen zu sehen, die im klassischen Projektmanagement oft nicht möglich wären.

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