Qualität ist die Voraussetzung für empirisches Arbeiten
09. September 2024
Für Scrum und agiles Arbeiten stellt Empirismus das Fundament dar. Statt zu versuchen, mögliche Entwicklungen und entsprechende Maßnahmen im Vorfeld vorherzusehen wird die Ungewissheit über zukünftige Entwicklungen akzeptiert und es wird in kurzen Zyklen durch Transparenz und Bewertung entschieden, was die nächsten Schritte sind. Doch dieser Ansatz hat eine Grundvoraussetzung: Qualität. Ohne Qualität wird der Feedback-Zyklus, der Kern des empirischen Arbeitens, untergraben. Fehler, Missverständnisse und mangelhafte Umsetzung führen zu Verzögerungen, Frustration und einem Rückgang des Vertrauens in das Produkt und das Team. Daher muss die Sicherstellung der Qualität nicht nur eine Aufgabe einzelner Rollen oder Phasen sein, sondern eine allgegenwärtige gemeinsame Verantwortung des gesamten Scrum-Teams.
Qualität als Fundament des empirischen Arbeitens
Empirisches Arbeiten basiert auf der Transparenz, die durch qualitativ hochwertige Arbeit entsteht. Nur wenn die Ergebnisse verlässlich sind, kann ein Team sinnvolle Anpassungen vornehmen. Die drei Säulen von Scrum—Transparenz, Überprüfung und Anpassung—funktionieren nur dann effektiv, wenn das Produkt, das entwickelt wird, von hoher Qualität ist. Andernfalls basieren Entscheidungen auf fehlerhaften Daten und führen dazu, dass nicht auf die richtigen Themen fokussiert werden kann, was das Produkt eher verschlechtert als verbessert.
Doch wie kann ein Scrum-Team die Qualität sicherstellen? Hier einige Aspekte, die weit über das Testen hinausgehen und die Grundlage für echte Qualität in der Softwareentwicklung bilden:
1. Komplexität reduzieren
Komplexität ist einer der größten Feinde der Qualität. Je komplexer ein System ist, desto anfälliger ist es für Fehler und desto schwieriger ist es, Probleme zu identifizieren und zu beheben. Ein Scrum-Team sollte ständig danach streben, die Komplexität zu reduzieren—sei es durch einfachere Architekturen, klarere Schnittstellen oder die Aufteilung großer Aufgaben in überschaubare Einheiten. Dies ermöglicht es dem Team, schneller zu iterieren und qualitative Arbeit zu liefern.
2. Echte Teamarbeit
Qualität ist das Ergebnis echter Zusammenarbeit. Ein isoliertes Arbeiten in Silos führt oft dazu, dass wichtige Details übersehen werden und die Arbeit nicht optimal aufeinander abgestimmt ist. In einem Scrum-Team sollte jeder die Verantwortung für die Qualität übernehmen, unabhängig von seiner Rolle. Dies fördert nicht nur die Qualität, sondern auch das Verständnis für das Gesamtprodukt und die gemeinsame Verantwortung.
3. Übermäßigen Druck vermeiden
Unter Druck entstehen nicht nur Diamanten, sondern auch Fehler. Wenn ein Team ständig unter Zeitdruck arbeitet, leidet oft die Qualität der Arbeit. Übermäßiger Druck führt zu schnellen und oft fehlerhaften Lösungen. Daher ist es wichtig, ein realistisches Tempo zu wahren und den Fokus auf nachhaltige Entwicklung zu legen. Ein gesundes Arbeitsumfeld, in dem das Team die Zeit hat, qualitativ hochwertige Arbeit zu leisten, ist entscheidend für langfristigen Erfolg.
4. Auf Code-Qualität achten
Schlechter Code führt zu Fehlern, erhöht die Komplexität und macht spätere Anpassungen schwieriger. Scrum-Teams sollten daher auf bewährte Praktiken wie Clean Code, Pair Programming und Refactoring setzen, um die Code-Qualität von Anfang an sicherzustellen. Ein gut strukturierter, sauberer Code erleichtert nicht nur die Wartung, sondern auch die Zusammenarbeit im Team.
5. Qualitäts-Mindset
Qualität beginnt im Kopf. Ein Team, das ein gemeinsames Qualitäts-Mindset teilt, wird in jedem Schritt des Entwicklungsprozesses auf Qualität achten. Dieses Mindset sollte nicht nur von den Entwicklern, sondern auch vom Product Owner und dem Scrum Master gefördert werden. Jeder im Team muss verstehen, dass Qualität von Anfang an Priorität hat.
6. Qualität von Beginn an ins Produkt einbauen
Qualität kann nicht am Ende eines Projekts „hinzugefügt“ werden. Sie muss von Anfang an in das Produkt eingebaut werden. Dies bedeutet, dass bereits bei der Planung und Architektur des Systems Qualitätsaspekte berücksichtigt werden müssen. Ein kontinuierlicher Fokus auf Qualität während des gesamten Entwicklungsprozesses stellt sicher, dass das Endprodukt den Anforderungen entspricht und weniger anfällig für Fehler ist.
7. Anwender-Empathie
Ein Produkt ist nur dann von hoher Qualität, wenn es den Bedürfnissen der Anwender gerecht wird. Ein Team, das Empathie für die Anwender entwickelt, wird automatisch auf eine höhere Qualität hinarbeiten. Es geht darum, die Herausforderungen und Bedürfnisse der Anwender zu verstehen und in der Entwicklung zu berücksichtigen. Dies führt zu Lösungen, die nicht nur technisch einwandfrei sind, sondern auch echten Mehrwert bieten.
8. Sinnvolle Dokumentation
Auch wenn die agile Bewegung häufig den Fokus auf funktionierende Software legt, bleibt eine sinnvolle Dokumentation ein wichtiger Bestandteil der Qualitätssicherung. Sie hilft dabei, Wissen zu bewahren und langfristig die Wartbarkeit des Produkts sicherzustellen. Eine klare und prägnante Dokumentation, die die wichtigsten Informationen enthält, kann verhindern, dass das Team in Zukunft in dieselben Fallen tappt.
9. Gute Anforderungen
Klare und gut durchdachte Anforderungen sind das Fundament eines qualitativ hochwertigen Produkts. Nicht nur der Product Owner spielt hier eine zentrale Rolle, sondern das gesamte Scrum-Team hat eine Mitwirkungspflicht, dass die Anforderungen und die Lösungen gut verstanden und durchdacht sind, dass Risiken identifiziert und dass möglichst einfache Lösungen gefunden werden. Nur so kann das Team die richtige Lösung entwickeln und qualitativ hochwertige Ergebnisse liefern.
10. Risikobewusstsein
Ein kontinuierliches Risikomanagement ist essenziell, um Probleme frühzeitig zu erkennen und zu adressieren. Das Scrum-Team sollte Risiken proaktiv identifizieren und bewerten, um mögliche Auswirkungen auf die Qualität der Arbeit zu minimieren. Dies bedeutet, dass das Team nicht nur auf Fehler reagiert, sondern auch systematisch nach potenziellen Risiken sucht und Strategien entwickelt, um diesen vorzubeugen.
Fazit: Qualität als gemeinsame Verantwortung
Qualität ist nicht das Ergebnis einer einzigen Maßnahme oder einer einzigen Rolle. Sie ist das Ergebnis der gemeinsamen Anstrengungen des gesamten Scrum-Teams. Wenn Qualität als gemeinsame Verantwortung angesehen wird, werden alle Teammitglieder proaktiv dazu beitragen, ein qualitativ hochwertiges Produkt zu entwickeln auf das alle stolz sein können. Ein Scrum-Team, das Qualität in den Mittelpunkt stellt, wird nicht nur erfolgreichere Produkte entwickeln, sondern auch nachhaltig arbeiten und langfristig Mehrwert für seine Anwender und das Unternehmen schaffen.
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