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MVP - Minimum Viable Product


09. März 2025

Ich kann es nicht mehr hören, wie der arme Begriff „MVP – Minimum Viable Product“ ständig missbraucht wird 😒

Oftmals sehe ich, dass MVP einfach als moderne Bezeichnung für etwas genutzt wird, das es schon ewig gibt. Wollte man früher den Fokus auf die wichtigsten Funktionen eines Produktes setzen, dann hat man diese Funktionen in „Must have“, „Should have“ und „Nice to have“ unterteilt. Neuerdings sagt man jetzt zu einer Produktversion mit den „Must have“ Funktionen „MVP“.

Dabei geht aber die ganze Idee hinter einem MVP verloren. Ein MVP ist ein Begriff aus dem Lean Startup und spielt dort eine zentrale Rolle im Build-Measure-Learn Zyklus. Wir müssen etwas bauen (Build), damit wir eine Bewertung vornehmen können (Measure) um daraus neue Erkenntnisse zu erzielen (Learn). Damit wir diesen Zyklus möglichst früh und in möglichst kurzer Zeit durchlaufen können, muss der Build-Schritt natürlich möglichst klein gehalten werden.

Aber: Einfach nur kleine MVPs zu bauen ist nicht das Ziel!

Vielmehr muss man bei der Planung den Build-Measure-Learn Zyklus von hinten aufrollen und folgende Fragen in dieser Reihenfolge stellen:

  1. Was wollen wir eigentlich lernen bzw. welche Hypothese wollen wir überprüfen?
  2. Welche Daten brauchen wir, um eine Bewertung der Hypothese vornehmen zu können?
  3. Mit welchem Experiment können wir diese Daten generieren? Was ist der kleinstmögliche Versuchsaufbau, um dieses Experiment durchzuführen?
  4. Nach Erstellung des Versuchsaufbaus, Durchführung des Experiments und Bewertung der gewonnenen Daten muss die Frage gestellt werden, ob weitere Experiment im Kontext derselben Hypothese notwendig sind oder ob eine weitere Hypothese überprüft werden soll. Dabei werden üblicherweise Aspekte wie Nutzen- und Risikobetrachtung, Aufwand und Abhängigkeiten berücksichtigt.

Dieser im Punkt 3 genannte Versuchsaufbau ist eigentlich das MVP. Und damit ist auch klar, dass das MVP durchaus auch außerhalb des eigentlichen Produktes definiert sein kann, z.B. durch eine Kundenbefragung oder einer ersten Simulation.

Anstatt also das MVP als Ausrede zu missbrauchen, wenn im Sprint mal wieder nicht alles fertig geworden ist („Das ist halt mal unser erstes MVP“), muss für ein echtes MVP ein klares Lernziel gesetzt sein. Nur wenn das MVP dazu beiträgt, dieses Lernziel zu erreichen, handelt es sich wirklich um ein MVP. Sonst ist es einfach nur noch nicht fertige Arbeit.  

Entscheidend für einen funktionierenden Build-Measure-Learn Zyklus ist aber auch, dass Klarheit über die zu überprüfende Hypothese und die Bewertungsmetriken herrscht. Nur dann kann das Experiment darauf abgestimmt werden.

Wie ist eure Erfahrung mit dem Begriff MVP? Wie wird das in eurem Team / in eurer Organisation verwendet? Habt ihr einen anderen Blick auf das Thema? Lasst uns gerne auf LinkedIn diskutieren.


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