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Das Scrum Framework anpassen - darf man das???


30. August 2024

Das ist eine Frage, die mir häufiger gestellt wird. Meine Antwort darauf ist dann immer „Nein und Ja“. Wir wollen in diesem Post zunächst kurz einen grundsätzlichen Blick auf die Frage und die Antwort nehmen, um dann konkreter zu schauen, wann sich ein Abweichen von den Regeln wirklich lohnt.

Zunächst, von einem dogmatischen Standpunkt aus, sollte das Scrum Framework nicht verändert werden. Im Scrum Guide selbst heißt es hierzu „The Scrum framework, as outlined herein, is immutable“. Vergleichbar mit Schach, ist es eben nur dann Scrum, wenn die allgemeingültigen Regeln eingehalten werden. Weicht man von den Regeln ab, sollte man es nicht mehr Schach bzw. Scrum nen/p>

Aber eigentlich sollte das Ziel ja niemals sein, einfach Scrum nach Lehrbuch zu machen. Es geht darum, einen guten Weg für die spezifischen Herausforderungen eines Teams zu finden. Und was immer für dieses Team gut funktioniert, ist das Richtige, egal ob es im Einklang mit den Scrum Regeln ist oder nicht.

Soweit zur Theorie, aber was bedeutet das nun konkret?

Zunächst einmal definiert das Scrum Framework nur einige Rahmenbedingungen, innerhalb derer man sich bewegen muss, um es Scrum zu nennen. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen hat jedes Scrum-Team die Verantwortung, konkrete Vorgehensweisen eigenverantwortlich zu definieren. Und das ist sehr viel mehr, als oftmals geglaubt wird. Viele Konzepte, die allgemein mit Scrum in Verbindung gebracht werden, sind bei näherem Hinsehen keine Regeln des Scrum Frameworks. So sind Dinge wie Story Points, User Stories, Definition of Ready, Burndown Charts und vieles mehr optional. Hier hilft immer ein Blick in den Scrum Guide, um festzustellen, ob das eine mögliche Praktik oder tatsächlich Bestandteil des Scrum Frameworks ist.

Sollen allerdings Regeln aus dem Scrum Framework selbst wegelassen oder angepasst werden, dann lohnt sich, das genauer zu überlegen. Die Herausforderung dabei ist, abzuwägen, ob diese Regel eine zu große Einschränkung ist und das Team ohne besser arbeiten kann oder ob das Abweichen von der Regel eher aus Bequemlichkeit und Vermeidung von Veränderung erfolgt. Die verschiedenen Elemente des Scrum Frameworks hängen vielfach voneinander ab. Wird eine Regel ausgesetzt oder angepasst, so hat das oftmals Auswirkungen auf das Ganze. Und eigentlich besteht der größte Nutzen der Scrumregeln nicht darin, diese zu befolgen, sondern aktiv zu hinterfragen, was an Veränderungen notwendig wäre, damit diese Regel Sinn macht. Durch ein einfaches Ignorieren der Regeln bleiben diese Verbesserungspotenziale oftmals unbeachtet.

Ein konkretes Beispiel ist die Frage „Brauchen wir wirklich jeden Tag ein Daily Scrum?“ Diese Frage signalisiert, dass in der Durchführung des Daily Scrums kein ausreichender Nutzen gesehen wird. Das nun aber mit Verweis auf den Scrum Guide weiterhin einzufordern, macht natürlich nur wenig Sinn. Stattdessen könnten folgende Ursachen Hinweise auf mögliche Verbesserungspotenziale aufzeigen:

  • Es werden die falschen Themen im Daily Scrum besprochen.
    Im Daily Scrum sollten Themen diskutiert werden, die für alle Developer relevant sind. Die empfohlene Timebox von 15 Min. soll helfen, dass die Teilnehmer sich klar fokussieren. Oftmals beobachte ich längere Detaildiskussionen, von denen nur ein kleiner Teil des Teams profitiert oder Nebenthemen, die besser separat besprochen werden sollten, oftmals getriggert durch die aktive Teilnahme von Nicht-Developern am Daily Scrum.
  • Unklares, mehrere oder kein Sprint-Ziel.
    Das Daily Scrum dient dazu, dass die Developers gemeinsam ihren Fortschritt auf das Sprint Ziel überprüfen können und gemeinsam die nächsten Schritte besprechen. Ohne ein klares Ziel entfällt der Hauptnutzen des Daily Scrums und es ist wenig verwunderlich, dass es dann eher als Zeitverschwendung betrachtet wird.
  • Die Aufgaben sind im Team zu stark verteilt.
    Wenn die einzelnen Teammitglieder an klar voneinander abgegrenzten Aufgaben arbeiten, besteht ein geringeres Bedürfnis, sich regelmäßig abzustimmen. Es fühlt sich nicht so an, als würden alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.

An diesem Beispiel wird klar, dass die Abweichung von den Scrum Regeln oftmals helfen, tiefergreifende Veränderungen am Prozess zu vermeiden. Aber damit werden auch sinnvolle Verbesserungen vermieden bzw. in den Hintergrund gedrängt. Zudem bedingen sich verschiedene Konzepte innerhalb des Scrum Frameworks. Einzelne Regeln wegzulassen hat somit einen Einfluss auf das Ganze. Um diese Abhängigkeiten zu erkennen, bedarf es aber eines detailliertes Verständnisses des „Warum“ hinter den verschiedenen Scrum Elementen und wie diese damit auch von anderen Rahmenbedingungen abhängen.

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